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Lektorat: Welche Kosten entstehen und was Sie dafür bekommen

Feb. 24, 2023

Mein Buch ist fertig – brauche ich ein Lektorat?


Herzlichen Glückwunsch.


Sie haben Ihren Roman, Ihr Sachbuch, Ihren Reisebericht, ihren Blogtext fertig geschrieben. Nun wollen Sie den nächsten Schritt gehen: Ihr Werk veröffentlichen. Bis dahin sind noch einige Schritte nötig, schließlich wollen Sie das beste Buch veröffentlichen, das es zu Ihrem Thema gibt. Oder einen besonders fesselnden Roman, den die Leser nicht mehr aus der Hand legen können.


Vielleicht haben Sie schon ein professionelles Cover erstellen lassen und einen knackigen Klappentext geschrieben, mit denen sie Leser begeistern wollen?


Den Inhalt – das Manuskript selbst – sollten Sie noch einmal gründlich prüfen lassen, wenn Sie sich als professioneller Autor, als professionelle Autorin präsentieren wollen. Denn jeder Autor wird seinem Text gegenüber irgendwann betriebsblind.


Das passiert auch erfahrenen Autoren, nicht umsonst durchlaufen auch in Verlagen alle Bücher ein Lektorat. Schauen Sie mal ins Impressum Ihrer Lieblingsbücher, da findet sich in aller Regel eine Angabe zum Lektorat.


 

Lektorat: Mit welchen Kosten muss ich rechnen?


Meist wird das Lektorat nach Normseiten abgerechnet. Eine Normseite ist von der Verwertungsgesellschaft Wort auf 1500 Zeichen (inkl. Leerzeichen) festgelegt. Die Angabe, wie viele Zeichen Ihr Manuskript enthält, finden Sie in Word unter dem Befehl: Überprüfen => Wörter zählen. So können Sie schon einmal ausrechnen, wie viele Seiten der Lektor, die Lektorin zu bearbeiten hat. (Ich schreibe im Folgenden immer von der Lektorin, denn die meisten meiner Berufskollegen sind weiblich. Alles, was ich über die Lektorin schreibe, gilt für den Lektor selbstverständlich genauso.)


Vielleicht haben Sie sich schon auf Webseiten von Kolleginnen umgesehen? Dann wird Ihnen aufgefallen sein, dass dort selten eindeutige Angaben zu den Kosten zu finden sind. Das liegt daran, dass jedes Manuskript eine andere Bearbeitung braucht.

Deshalb wird eine professionelle Lektorin zunächst einige Seiten Ihres Manuskripts sehen wollen und ggf. einige Seiten probelektorieren. Denn jeder Autor, jede Autorin hat einen anderen Stil und braucht eine andere Schwerpunktsetzung beim Lektorat.


Nach dem Probelektorat kann die Lektorin abschätzen, wie viele Normseiten sie voraussichtlich in einer Stunde bearbeiten kann und welchen Preis sie ansetzen muss, um auf ein angemessenes Honorar zu kommen. Der Preis für eine Normseite kann bei 4 € beginnen, aber auch bei mehr als 10 € liegen. Diese Beträge sind die Extreme in beide Richtungen, durchschnittlich liegen die Preise für eine Normseite bei 6 bis 8 €.


Jetzt haben Sie vielleicht Pi mal Daumen Ihre möglichen Kosten berechnet und schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, weil ein Lektorat für einen Roman eine Investition von 2000 € oder mehr sein kann. Dafür wird sich die Lektorin jedoch so intensiv mit ihrem Manuskript beschäftigen wie niemand außer Ihnen selbst. Sie ist die Expertin für Sprache, ihre Expertise arbeitet für Ihren Erfolg.


Es ist wie bei einem guten Handwerker: Seine Erfahrung zahlt sich für Sie aus. Davon wird nicht nur Ihr aktuelles Manuskript profitieren, sondern Sie werden aus der Zusammenarbeit auch für Ihre zukünftigen Werke lernen.


 

Was macht die Lektorin genau?


Die Lektorin macht Ihnen Vorschläge, meist arbeitet sie dafür mit der Kommentarfunktion in Word. So können Sie nach dem Lektorat jede Anmerkung, jeden Vorschlag prüfen, ablehnen, annehmen oder die entsprechende Textstelle überarbeiten.


Die Vorschläge betreffen erstens die Sprache. Schon da gibt es viele Möglichkeiten für Verbesserungen, hier seien nur einige genannt:

  • zu viele Füllwörter
  • Wortwiederholungen
  • Schachtelsätze
  • Schiefe Sprachbilder und/oder inkorrekte Verwendung von Ausdrücken: Da folgen zum Beispiel Augen einer Person – das möchte man sich nicht bildlich vorstellen.
  • Perspektivfehler: Die Person, aus deren Perspektive erzählt wird, sieht, was sich in ihrem Rücken abspielt.
  • Inkonsistenter Einsatz von Zeitformen: Der gesamte Text spielt in der Gegenwart, aber ein Abschnitt oder Satz "rutscht" versehentlich ins Präteritum. Oder umgekehrt. Speziell bei Rückblenden gilt es, immer die richtige Zeitform zu verwenden, damit sich der Leser nicht "verirrt".


Aber auch auf das Gesamtkonstrukt Ihres Werkes wird die Lektorin achten, denn auch dort gibt es einige Fallstricke:

  • Der Text hat Längen: In der guten Absicht, etwas besonders deutlich zu machen wiederholen Sie sich inhaltlich.
  • Oder im Gegenteil: Sie enthalten dem Leser an einer Stelle eine Information vor. Das führt dazu, dass er einen Teil des Buches nicht versteht.
  • Eine Figur verhält sich möglicherweise unglaubwürdig:  Sie selbst verstehen die Handlung der Figur, weil sie sie in- und auswendig kennen. Aber wird auch der Leser sie verstehen? Die Glaubwürdigkeit Ihrer Figuren ist ein entscheidender Faktor dafür, dass der Leser Ihr Buch mögen wird. Oder eben nicht.
  • Eine Nebenhandlung wird zwar gut eingeführt, aber am Ende nicht aufgelöst.
  • Auch wird eine Lektorin darauf achten, ob der rote Faden sich sowohl durch Ihr gesamtes Buch als auch durch einzelne Szenen zieht.


Vielleicht haben Sie selbst beim Schreiben schon Zweifel an einer bestimmten Szene oder Figur gehabt. Sprechen Sie mit Ihrer Lektorin darüber, dass sie auf diesen Aspekt besonders achten soll.


Schauen Sie mal in die Danksagungen einiger Bücher, dort lesen Sie oft: Einen Dank an den Lektor, an die Lektorin.


 

Was macht die Lektorin nicht?


Eine Lektorin schreibt nicht neu und verändert nicht Ihren Stil. Sie haben das beste Buch geschrieben, das Sie jetzt schreiben können. Gemeinsam mit der Lektorin verfeinern Sie Ihren Stil und stärken Ihren Tonfall. Die Lektorin ist Ihre Textflüsterin.

Eine Lektorin korrigiert üblicherweise nicht. Sie wird fehlende Kommata ersetzen oder Tippfehler verbessern, wenn sie ihr auffallen. Da ihre Konzentration auf dem Ausdruck und der Struktur liegt, kann sie Fehler leicht übersehen.

Deshalb sollten Sie nach einer Lektorin auch noch eine Korrektorin an Ihren Text lassen. Obwohl die meisten Lektorinnen auch Korrektorate anbieten, sollte nicht dieselbe Person das Korrektorat durchführen. Denn nach der Bearbeitung ist die Lektorin mit ihrem Text zu vertraut. Besser schaut jemand mit frischem Blick auf das Manuskript.  


 

Welche Alternativen gibt es?


Einige Kolleginnen bieten für Autor:innen mit begrenztem Budget ein Kurz- oder Teillektorat an. Sie lektorieren eine vereinbarte Anzahl von Seiten: 30, 50 oder 100 Seiten. An diesen Anmerkungen sehen Sie, wo Schwächen in Ihrem Text sind (z. B. Neigung zu Passivkonstruktionen oder Schachtelsätzen). Diese können Sie anschließend im gesamten Manuskript selbst aufstöbern und verbessern.


Es gibt auch die Möglichkeit für ein Korrektorat Plus. Bei einem Korrektorat Plus korrigiert die Lektorin Ihr Manuskript und weist an ausgewählten Stellen auf Schwächen hin. Sie können danach Ihr gesamtes Manuskript nach den genannten Anmerkungen durchforsten und selbst noch einmal bearbeiten.


Bei beiden Varianten fehlt Ihnen allerdings die Einschätzung der gesamten Geschichte. Und es ist nicht sicher, dass Sie selbst alle sprachlichen Schwächen im Manuskript aufdecken. Wie gesagt: Jeder Autor, jede Autorin wird dem eigenen Text gegenüber irgendwann betriebsblind.


Um die Kosten für das Lektorat zu reduzieren, können Sie Ihr Manuskript für das Lektorat gut vorbereiten. Wenn Sie ENDE darunter geschrieben haben, lassen Sie es zunächst für einige Zeit ruhen – im Idealfall mehrere Wochen. Anschließend lesen Sie es noch einmal und schauen selbst auf Fallstricke wie Schachtelsätze, Füllwörter oder Passivkonstruktionen. Erst danach geben Sie es an eine Lektorin. Denn je besser der Ausgangstext, desto weniger zeitintensiv (=kostengünstiger) ist das Lektorat.


 

Wie finde ich das richtige Lektorat?


Eine gute Adresse dafür ist https://www.lektoren.de


Das ist die Datenbank des Verbands der freien Lektorinnen und Lektoren. Die Mitglieder des Verbands sind qualifizierte und erfahrene Kolleg:innen. Sie haben dort die Möglichkeit, Lektorinnen und Lektoren für Ihr konkretes Projekt zu suchen – nach Genre und ggf. nach Spezialgebiet.


Wenn Sie diese Auswahl getroffen haben, schauen Sie sich die Internetseiten der jeweiligen Lektorinnen an. Vielleicht finden Sie dort Bewertungen oder Kundenstimmen. Und Sie werden merken, ob Ihnen eine Lektorin sympathisch und vertrauenerweckend erscheint. Schließlich wollen Sie Ihr Werk in gute Hände legen.


Die meisten Kollegen bieten ein kostenloses Erstgespräch an, in dem Sie herausfinden können, ob die Chemie zwischen Ihnen stimmt. Nach dem Probelektorat (meist kostenlos, manchmal gegen Gebühr) werden Sie wissen, ob sie sich bei der Kollegin gut aufgehoben fühlen. Sie werden merken, ob ihre Anmerkungen verständlich und für Sie passend sind.

Kurz: Ob diese Lektorin Ihre Verbündete ist auf dem Weg zu einem noch besseren Buch.


Ich wünsche Ihnen eine großartige Lektorin und viele begeisterte Leser.  


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